TEUERUNG: VERBRAUCHER KAUFEN WENIGER FAIRTRADE-PRODUKTE

Aufgrund der deutlichen Preissteigerungen vor allem bei Lebensmitteln haben die Verbraucherinnen und Verbraucher im vergangenen Jahr auch seltener zu Artikeln mit dem Fairtrade-Siegel gegriffen. Wie auch bei vielen Bio-Produkten gingen bei einigen fair gehandelten Lebensmitteln die Verkäufe 2023 zurück, wie der Verein Fairtrade Deutschland mit Sitz in Köln in seiner Bilanzkonferenz mitteilte. Insgesamt sei der Absatz 2023 „im mittleren einstelligen Bereich“ geschrumpft, sagte Detlev Grimmelt, Vorstand Marketing und Vertrieb. „Auch Fairtrade blieb 2023 nicht von der generellen Kaufzurückhaltung verschont“, so Grimmelt.

Starker Rückgang bei Reis

Dabei entwickelten sich die einzelnen Produktgruppen unterschiedlich. Fair gehandelter Kaffee büßte um 3,6 Prozent ein, es wurden 23.000 Tonnen verkauft. Das entspricht einem Marktanteil von fünf Prozent, heißt es von Fairtrade. Der Absatz von Fairtrade-Bananen sei um drei Prozent auf 114.000 Tonnen zurückgegangen. Bei Reis lag der Rückgang sogar bei mehr als 17 Prozent. Die Menge der Fairtrade-Kakaobohnen sei leicht um 1,4 Prozent auf 80.300 Tonnen gesunken, sagte Grimmelt. Der Marktanteil von Fairtrade Kakao sei in Deutschland bei 17 Prozent stabil geblieben. 2023 wurden rund 466 Millionen Blumen mit Fairtrade-Siegel verkauft. Das sind 3,9 Prozent weniger als im Vorjahr.

Zuwachs beim Verkauf in der Gastronomie

Insgesamt gingen die Absätze im Lebensmittelhandel und den Discountern den Angaben zufolge zurück, während die Verkäufe in Drogeriemärkten und Gastronomie anzogen. Obwohl der Absatz insgesamt sank, sorgten schließlich die höheren Preise für ein Umsatzplus. Der Erlös mit Fairtrade-Produkten in Deutschland stieg 2023 nach Angaben der Siegel-Organisation um 8,5 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Erstmals lagen die Pro-Kopf-Umsätze der Deutschen bei über 30 Euro.

Der Grund für die zum Teil deutlich gestiegenen Preise liegt nicht nur an der allgemeinen Teuerung oder teureren Düngemitteln. Einfluss auf die Preissteigerung haben neben geopolitischen Spannungen in den Herkunftsländern auch die Spekulationen auf den Weltmärkten, das Wetter und der Klimawandel, sagte Claudia Brück, Vorständin für Kommunikation und Politik bei Fairtrade.

Dürren, Unwetter und Starkregen führen unter anderem zu Ernteausfällen, Pflanzenkrankheiten breiten sich zunehmend aus. Das zeigt sich besonders am Kakaopreis, der aufgrund der Verknappung des Angebotes im vergangenen Jahr bis jüngst immer wieder neue Höchststände erreichte.

Begriff „fair“ nicht rechtlich geschützt

Der Verein Fairtrade Deutschland wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, Produzentengruppen in Ländern des globalen Südens zu unterstützen. Der gemeinnützige Kölner Verein vergibt das Fairtrade-Siegel für Produkte, bei deren Herstellung bestimmte soziale, ökologische und ökonomische Kriterien eingehalten wurden. Auf diese Weise soll etwa sichergestellt sein, dass Produzentinnen und Produzenten in den Herkunftsländern vom Verkauf ihrer Erzeugnisse leben können. Der Verein garantiert für die Erzeuger dabei einen Mindestpreis, der über dem Marktpreis liegt. Übersteigt der Weltmarktpreis den Mindestpreis, wird stattdessen der Weltmarktpreis garantiert. Zudem gibt es bestimmte Prämien, etwa für biologisch angebaute Produkte. Damit können die Hersteller auch Investitionen tätigen können. Die Prämieneinnahmen durch Absätze auf dem deutschen Markt lagen 2023 bei 42 Millionen Euro.

Rechtlich geschützt sind die Begriffe „fair“ oder „fairer Handel“ allerdings nicht. Es gibt auch kein einheitliches Siegel, sondern viele verschiedene „Fair“-Labels. Laut Verbraucherzentrale gehört das Label von „Fairtrade“ zu den vertrauenswürdigen Siegeln. Es hält sich an international vereinbarte Handelsgrundsätze.

Positiv für das laufende Jahr stimmten den Verein die wachsende Verfügbarkeit von zuletzt 8500 Produkten mit Fairtrade-Siegel. Erste Zahlen für das laufende Jahr zeigten zudem wieder steigende Verkaufszahlen.

2024-05-07T14:29:32Z dg43tfdfdgfd