JIM CRAMER: DIESE DATEN KöNNTEN EINE KURZFRISTIGE ZINSSENKUNG DER FED RECHTFERTIGEN

Die US-Notenbank Federal Reserve hat den Leitzins bei ihrer jüngsten Sitzung nicht verändert. CNBC-Moderator Jim Cramer sieht jedoch erste Anzeichen für die lang erwartete Verlangsamung der US-Wirtschaft und glaubt, dass es mit ersten Zinssenkungen nun bald soweit sein könnte.

• Bislang keine US-Zinssenkung in Sicht

• Jim Cramer sieht "echt schlechte Nachrichten für die Wirtschaft"

• Cramer glaubt, aktuelle Daten könnten Weg für Leitzinssenkung frei machen

Bei ihrem Leitzinsentscheid am 1. Mai ließ die US-Notenbank Fed den wichtigen Zinssatz unverändert. Der US-Leitzins bleibt weiter bei 5,25 bis 5,5 Prozent und somit auf dem höchsten Niveau seit mehr als 20 Jahren. Hoffnungen auf rasche Zinssenkungen wurden von den Währungshütern außerdem getrübt, da es laut Fed-Chef Jerome Powell "länger als bisher angenommen" dauern könne, bis die Fed zuversichtlich sei, dass die hohe Inflation wirklich nachlasse. Weitere Zinserhöhungen halte er aber für unwahrscheinlich. Experten wie Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank, erwarten laut dpa-AFX nun erste Zinssenkungen in den USA frühestens im zweiten Halbjahr. CNBC-Moderator und Börsenexperte Jim Cramer zeigte sich kürzlich jedoch zuversichtlicher und sagte in seiner Sendung "Mad Money", dass kurzfristige Zinssenkungen aufgrund bestimmter Wirtschaftsdaten durchaus wieder im Spiel seien.

US-Einkaufsmanagerindex laut Cramer so schwach, dass es schon wieder gut ist

Wie Jim Cramer bei "CNBC" sagte, sei es in den letzten Monaten schwierig gewesen, die US-Wirtschaft zu analysieren und es habe sich teilweise so angefühlt, als ob die Fed blind gewesen wäre, als sie mehrere Zinssenkungen in diesem Jahr in Aussicht gestellt hatte. Jetzt sehe es jedoch so aus, als ob sie Recht gehabt haben könnte, denn es gebe momentan Anzeichen für die von der Fed angestrebte und lang herbeigesehnte Verlangsamung der US-Wirtschaft. Diese Anzeichen, die Cramer als "braune Triebe" bezeichnete, gebe es sowohl in den Geschäftsberichten einiger Unternehmen, aber vor allem auch im Ende April veröffentlichten S&P Global US-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor. Dieser sei laut Cramer entscheidend, um die Lage der US-Wirtschaft einzuschätzen, und zuletzt so schwach ausgefallen, dass er eine "kurzfristige Zinssenkung der Fed" wieder ins Rennen gebracht habe.

Der S&P Global Flash US Composite PMI fiel im April laut Cramer sowohl für das verarbeitende Gewerbe als auch für den Dienstleistungssektor schwächer aus als erwartet. Tatsächlich scheint die bisherige Robustheit der US-Wirtschaft laut den Daten langsam nachzulassen. "Im April kam es erstmals seit sechs Monaten insgesamt zu einem Rückgang der Auftragseingänge. Die Unternehmen reagierten mit einem Abbau der Beschäftigung zum ersten Mal seit fast vier Jahren, und auch das Geschäftsvertrauen sank auf den niedrigsten Stand seit November letzten Jahres", heißt es in der Pressemitteilung, die die Datenveröffentlichung begleitete. Das Expansionstempo habe sich "aufgrund von Anzeichen einer schwächeren Nachfrage" verlangsamt, der jüngste Produktionsanstieg sei der geringste im bisherigen Jahresverlauf gewesen, was auf geringere Wachstumsraten und sinkende Aufträge sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor zurückzuführen sei, heißt es weiter. "Das ist ein Wald voller brauner Triebe", kommentierte Cramer dazu.

Der Börsenexperte hob vor allem auch hervor, dass der PMI-Bericht eine Zurückhaltung der Arbeitgeber bei Neueinstellungen zeigte, was nötig sei, um die Inflation einzudämmen. "Mehrere Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie sich nach dem Ausscheiden von Mitarbeitern mit der Nachbesetzung von Stellen zurückgehalten hätten. Dadurch ging die Beschäftigung erstmals seit Juni 2020 zurück. Der allgemeine Rückgang der Belegschaftszahlen konzentrierte sich auf den Dienstleistungssektor, wo die Beschäftigung seit Mitte 2020 deutlich und am stärksten zurückging. Abgesehen von der Eröffnungswelle der COVID-19-Pandemie war der Rückgang des Personalbestands im Dienstleistungssektor im April sogar der stärkste seit Ende 2009", heißt es in der Pressemitteilung von S&P Global. Zur Erinnerung: Im Jahr 2009 erlebten die USA - und auch Europa - eine schwere Rezession, ausgelöst durch die Weltfinanzkrise. Dass es nun Parallelen zu 2009 gebe, seien laut Cramer "echt schlechte Nachrichten für die Wirtschaft". "Aber denken Sie daran, wir brauchen schlechte Nachrichten für die Wirtschaft, denn das kühlt die Inflation ab", so der CNBC-Moderator.

Braune Triebe infizieren US-Wirtschaft: Weg für Zinssenkungen frei?

Aufgrund dieser Daten sehe es laut Cramer nun so aus, als könnte die Fed den Kampf gegen die Inflation doch schon bald gewinnen und als Konsequenz die Leitzinsen wieder senken. Denn Marktbeobachter hielten schon lange Ausschau nach Anzeichen für eine Verlangsamung der US-Wirtschaft, die es der Fed erlauben würde, ihre straffe Geldpolitik wieder zu lockern - und nun habe man "überall braune Triebe - und das ist eine gute Sache", sagte der Börsenkenner. "Wenn man die anekdotischen Beweise mit den empirischen Erkenntnissen - dem PMI-Bericht - kombiniert, kann man sehen, dass gerade jetzt, in diesem Moment, die braunen Triebe das Grün infizieren. Und genau das brauchen wir, damit die Fed Zinssenkungen rechtfertigen kann", so Cramer in seiner Sendung. Und natürlich passiere das genau dann, als alle die Möglichkeit einer Zinssenkung aufgegeben hätten, fuhr er fort. Doch ob die US-Notenbank auch seiner Meinung ist und die Zinsen womöglich doch bereits im Juni senken wird, muss sich erst noch zeigen.Redaktion finanzen.net

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